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Osmotische Erythrozytenresistenz - Übersicht
Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang Hübl
    
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Osmolarität beschreibt die Menge der gelösten Teilchen in einer Flüssigkeit. Erythrozyten sind die roten Blutkörperchen. Resistenz steht für Widerstandskraft.
   
KURZINFO:
Im Wasser platzt ein rotes Blutkörperchen
Gibt man rote Blutkörperchen in Wasser, würden sie sofort zerplatzen. Warum? Einfach ausgedrückt, weil in den Blutkörperchen viele Teilchen sind, die sich im Wasser "lösen wollen", die aber nicht heraus können. Das Wasser kann aber hinein. Das tut es auch und bringt dabei das Blutkörperchen zum Anschwellen und schließlich zum Platzen. Der Druck, der entsteht, wenn das Wasser in das Blutkörperchen hineingesaugt wird, nennt man osmotischen Druck. Dieser kann das Blutkörperchen zum Platzen bringen.
Gibt man Blutkörperchen in eine Lösung in der genauso viele Teilchen gelöst sind wie im Blutkörperchen selbst (isotone Lösung), dringt kein Wasser in das Blutkörperchen ein.
Macht man eine solche Lösung mit Kochsalz, dann muss man 9 Gramm Salz auf einen Liter Wasser geben (also eine 0.9%e Lösung), damit die Erythrozyten kein Wasser aufnehmen. Gibt man weniger Kochsalz ins Wasser, also z.B. nur 5 Gramm  (0.5%e Lösung) dann wird etwas Wasser in die Erythrozyten eindringen und dann werden einige zerplatzen. Welche? Die, die am schwächsten sind, die also eine geringe osmotische Widerstandskraft = eine geringe osmotische Resistenz haben.

Wozu ist das gut?
Es gibt Krankheiten, bei denen die osmotische Widerstandskraft der roten Blutkörperchen erhöht ist und solche, bei denen sie vermindert ist. Besonders um die letzteren zu erkennen, misst man die osmotische Erythrozytenresistenz.

Wie misst man die osmotische Erythrozytenresistenz?
So ähnlich wie oben beschrieben. Man gibt die roten Blutkörperchen des Patienten in Salzlösungen, die etwas zu wenig Salz haben, und schaut nach, wie viele Blutkörperchen platzen. Diese Tests gibt es in den verschiedensten Variationen. Im folgenden ein Beispiel:

Messung der Osmotischen Erythrozytenresistenz

Man gibt die roten Blutkörperchen des Patienten in ca. 20 Röhrchen mit ansteigender Salzkonzentration. Von fast reinem Wasser bis zu der Salzkonzentration, die für rote Blutkörperchen ideal ist. Das lässt man dann 24h stehen und sieht es sich dann an. Der Übersichtlichkeit halber sind nur 4 Röhrchen dargestellt:

Röhrchen von der Seite
Von der Seite betrachtet sieht man, ob die Flüssigkeit verfärbt ist.

Im ersten Röhrchen links ist die Salzlösung nur sehr schwach, es handelt sich also fast um reines Wasser, daher sind alle roten Blutkörperchen zerplatzt: Die Farbe ist blutrot, man sieht keinen Bodensatz (Abbildung unten). Im zweiten Röhrchen mit höherer Salzkonzentration sind ein paar Blutkörperchen noch ganz geblieben und bilden einen Bodensatz (dunkelroter Knopf, Abbildung unten). Im dritten Röhrcnen mit noch höherer Salzkonzentration sind nur wenige Blutkörperchen zerplatzt, es ist nur blass-rötlich. Im letzten Röhrchen sieht man fast gar keine Verfärbung weil dieses Röhrchen eine fast schon normale Salzkonzentration aufweist.
Bei einem Patienten mit einer Kugelzell-Blutarmut wäre auch das dritte und vierte Röhrchen stark rot.

Röhrchen von oben
Betrachtet man die Röhrchen von oben, sieht man, ob noch Blutkörperchen da sind. Diese bilden nämlich am Boden einen Knopf.

   
REFERENZ-
BEREICH:
Röhrchen-Methode: Wie oben beschrieben, gibt Blut des Patienten in mehrere Röhrchen mit verschiedenen Salzkonzentrationen. Nach 24h sucht man das Röhrchen, in dem die Salzlösung nicht mehr ganz farblos sondern schon leicht rötlich ist. Das ist die Konzentration, bei der die ersten roten Blutkörperchen zerplatzt sind. Im Normalfall wird das etwa bei einer Salzkonzentration von 0.46% der Fall sein. Dann sucht man das Röhrchen, in dem überhaupt keine roten Blutkörperchen mehr am Boden des Röhrchens sind. In diesem Röhrchen sind offenbar alle Blutkörperchen zerplatzt. Dies wird bei einer Salzkonzentration von etwa 0.30% der Fall sein.

Der Referenzbereich wird für diese Methode daher mit 0.30 und 0.46 angegeben.

   
  Hinweis: aus isolierten, leichten Erhöhungen oder Erniedrigungen von Laborwerten kann man in den allermeisten Fällen keine Schlussfolgerungen auf irgendeine Erkrankung ziehen. Liegen also nur leichte Veränderungen vor, muss keineswegs irgendeine der nachfolgend genannten Erkrankungen oder Veränderungen vorliegen!
ERHÖHUNG:
Eine Erhöhung ist keine große Hilfe für die Diagnose.

Kommt vor z.B. bei

  • Thalassämie (Erbkrankheit; bei schweren Formen Blutarmut)
  • Eisenmangel-Blutarmut
  • Sichelzellenblutarmut
  • Gelbsucht durch Gallenabflussbehinderung
  • Leberschäden

Bei diesen Krankheiten setzt die komplette Auflösung der Blutkörperchen erst später als bei 0.30%, eventuell erst bei Salzkonzentrationen um 0.06% ein.

Für diese Krankheiten gibt es aber weit bessere Diagnosemöglichkeiten.

   
VERMINDERUNG:
  • Kugelzellenblutarmut (=Kugelzellanämie)
  • andere hämolytische Anämien

Eine Verminderung kann für die Erkennung der erblichen Kugelzellenanämie hilfreich sein. Diese gar nicht so seltene Erkrankung, die zur Blutarmut, Milzschwellung, Gelbsucht und zu Gallensteinen führen kann, zeigt eine stark verminderte Erythrozytenresistenz: beginnende Auflösung der Blutkörperchen bereits bei Konzentrationen von 0.70%, vollständige Auflösung der Blutkörperchen bereits bei 0.40%.

Da es für die Kugelzellenanämie nicht viele diagnostische Möglichkeiten gibt, hat die Messung der osmotischen Erythrozytenresistenz hier noch ihre Berechtigung.

   

 

Wichtige Hinweise: Die Website kann Ihnen nur einen allgemeinen Überblick bieten und Orientierungshilfe sein. Allgemeine Informationen können Ihren Arzt nicht ersetzen, da nur er Ihre individuelle Situation beurteilen kann. Anregungen für Verbesserungen, Ergänzungen oder interessante Themen nehmen wir gerne an, individuelle Anfragen können leider nicht beantwortet werden. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr. Die in med4you dargestellten Informationen dürfen auf keinen Fall als Ersatz für professionelle Beratung oder Behandlung durch approbierte Ärzte angesehen werden. Der Inhalt von med4you kann und darf nicht  zur Diagnosestellung oder zum Durchführen von Behandlungen verwendet werden. Bitte Nutzungsvereinbarungen lesen. Reproduktionen gleich welcher Art, die über die private Nutzung hinausgehen, nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion. Impressum .
 

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Letzte Änderung 2003-09-09

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