| Östradiol (=17ß-Östradiol, =Estradiol, =E2)
 Univ.Prof.Dr.med. Wolfgang
    Hübl
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    | Zusammenfassung - Name - Allgemeine
    Info - Referenzbereiche Erhöhungen - Verminderungen
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    |  |   ZUSAMMENFASSUNG
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          Das Hormon Östradiol ist das wichtigste weibliche Geschlechtshormon.
            Es gehört zu den Östrogenen. Die Östrogene sind wichtig für die Entwicklung der
            weiblichen Geschlechtsmerkmale, das monatliche Wachstum der Gebärmutterschleimhaut aber
            auch für das Knochenwachstum.
Östradiol wird in den Eierstöcken hergestellt. Gesteuert  wird
            die Östradiol-Ausschüttung von Zentren in der Hirnanhangsdrüse und dem Hypothalamus
            (=Teil des Gehirns).
Man bestimmt Östradiol im Blut bei 
              Verdacht auf Funktionsstörungen der Eierstöcke (z.B. bei abnormen
                Regelblutungen), bei unerfülltem Kinderwunsch, zur Kontrolle einer Fruchtbarkeitsbehandlung, bei zu früher oder ausbleibender Pubertät oder zur Kontrolle einer Hormonbehandlung. |  |  | 
  
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        | Östradiolspiegel im Blut während eines
        Monats |   | 
      
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          Zu hohe Östradiolspiegel findet man bei Überdosierung von
            Östrogen-Medikamenten, eventuell am Beginn des Wechsels oder wenn die Blutabnahme in der
            falschen Zyklusphase erfolgte, seltener bei Östradiol-produzierenden Tumoren.
Verminderte Östradiolspiegel kommen bei Erkrankungen der
            Eierstöcke, der Hirnanhangsdrüse oder des Hypothalamus vor. Die Funktion des
            Hypothalamus kann auch durch psychische Störungen, chronischen Stress, Exremsport oder
            Magersucht gestört werden. |  |  | 
  
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        | Der Wortteil "Östr-" kommt aus dem
        Griechischen und bedeutet u.a. Brunft, Leidenschaft. Der Teil "-diol"
        bezieht sich auf die chemische Struktur des Östradiols: Die Endung "-ol" wird
        in der Chemie häufig für Stoffe verwendet, die OH-Gruppen (=Sauerstoff-Wasserstoff-Gr.),
        aufweisen. Und die Silbe "di" drückt aus, dass es beim
        Östradiol zwei OH-Gruppen gibt (kommt auch aus dem Griechischen). Eine Erklärung des Wortteils "17ß" finden Sie im Abschnitt allgemeine
        Info.
 Die Abkürzung E2 leitet sich von der anderen Schreibweise für Östradiol ab (Estradiol).
        Die Zahl 2 deutet auf die 2 OH-Gruppen hin. Auch im Amerikanischen wird Östradiol
        Estradiol genannt.
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        | Was ist Östradiol? Östradiol, genauer 17ß-Östradiol, ist das wichtigste der sog. Östrogene.
        Die Östrogene sind wiederum die wichtigsten weiblichen Geschlechtshormone (neben den
        Gestagenen).Warum "17ß": Die Zahl "17" drückt aus, dass bei diesem
        Molekül an der Position 17 (alle "Ecken" des Moleküls sind durchnummeriert)
        eine OH-Gruppe ist. Die Ergänzung "ß" sagt dem Eingeweihten, in welche
        Richtung diese OH-Gruppe "schaut". Man muss sich das Molekül ja als räumliches
        Gebilde vorstellen, die OH-Gruppe könnte in verschiedene Richtungen ragen. Mediziner
        kümmern sich meist wenig um diese chemischen Betrachtungen, das Östradiol im Körper ist
        ja praktisch ausschließlich 17ß-Östradiol. Also lässt man das "17ß" meist
        weg.
   Wer produziert
        Östradiol? Östradiol wird von bestimmten Zellen in den Eierstöcken (=Ovarien)
        gebildet. In der Schwangerschaft auch in der Plazenta (Mutterkuchen).   Wie wird die
        Östrogenausschüttung gesteuert? Die Östrogenausschüttung der Ovarien wird gemeinsam mit dem
        weiblichen Zyklus durch die Hormone FSH und LH gesteuert. FSH und LH kommen aus der
        Hirnanhangsdrüse. 
          
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 | FSH und LH wirken auf die Eierstöcke Über das Blut gelangen FSH und LH zu den Eierstöcken und steuern deren Funktion, zu der
            auch die Produktion von Östradiol gehört.
 Die Regulationskreise sind auf der Seite FSH, LH
            näher beschrieben.
 |   Östradiol
        hat einen zyklischen Verlauf Die Ausschüttung von Östradiol durch die Eierstöcke ist
        keineswegs gleichmäßig, sondern abhängig von der Zyklusphase der Frau. Bei der
        Beurteilung des Östradiolspiegels im Blut muss daher berücksichtigt werden, in welcher
        Zyklusphase die Blutabnahme erfolgt ist. 
          
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 | Östradiolproduktion im Eierstock In der ersten Zyklushälfte wird Östradiol (E2) von den heranreifenden Follikeln
            (=Eizelle plus umhüllende Zellen) gebildet. In der zweiten Zyklusphase vom sog.
            Gelbkörper.
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 | Zyklischer Verlauf des Östradiols im Blut Ein erster Gipfel ist kurz vor dem Eisprung zu beobachten, ein zweiter in der Mitte der
            zweiten Zyklushälfte (sog. Lutealphase). Es ist daher wichtig, wann das Blut abgenommen
            wird!
 |   Welche Wirkungen
        hat Östradiol (bzw. die Östrogene)? Die wichtigsten Wirkungen von Östradiol bzw. den Östrogenen sind: 
          Wachstum der weiblichen GeschlechtsorganeEierstöcke, Eileiter, Gebärmutter, Schamlippen, Brust.
 
Knochenwachstum und -bildung
              Einerseits fördern Östrogene das Längenwachstum bei
                Mädchen, andererseits führen sie auch zum Abschluss des Längenwachstums durch
                Verschluss der Wachstumsfugen. Fehlen die Östrogene aus irgendeinem Grund wachsen Frauen
                langsamer werden aber letztlich etwas größer.Östrogene wirken dem Knochenschwund (der Osteoporose)
                entgegen.
FetteinbauÖstrogene fördern Fetteinbau an den für die weibliche Figur typischen Stellen.
 
Wachstum der Schleimhaut der GebärmutterUnter Östrogeneinfluss kommt es im Rahmen des monatlichen Zyklus zu einem starken
            Wachstum der Gebärmutterschleimhaut. In dieser proliferativen oder Östrogenphase
            genannten Phase (=1. Zyklushälfte) wird die nach der Regelblutung nur mehr dünne
            Schleimhaut der Gebärmutter wieder aufgebaut.
 
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        | Warum bestimmt
        man Östradiol im Blut? 
          Unerfüllter Kinderwunsch bzw. SterilitätAbklärung der Ursache, Abschätzen der sog. Ovar-Reserve
            ("wie viele stimulierbare Follikel sind noch in den Eierstöcken?")
 
Bei anderen Hinweisen auf eine Funktionsstörung der
            Eierstöcke (Ovarial-Insuffizienz = "Eierstock-Schwäche")Bei Verdacht auf eine Ovarialinsuffizienz oder zur Abklärung ihrer Ursache werden
            auch die Östradiolspiegel im Blut bestimmt.
 Zeichen einer Ovarialinsuffizienz sind z.B.:
 
              Abnorme RegelblutungenAusbleibende Blutungen (Amenorrhoe), zu seltene  Blutungen (Intervall
                > 35 Tage; Oligomenorrhoe), zu häufige Blutungen (Intervall < 25 Tage;
                Polymenorrhoe), unregelmäßige Blutungen, zu schwache oder zu starke Blutungen (Hypo-
                bzw. Hypermenorrhoe) oder zu lange Blutungen (Menorrhagie), Schmierblutungen.
Abnormer Verlauf der Basaltemperatur (Temperaturkurve)Abnorme FSH-, LH-Spiegel oder niedrige
                ProgesteronspiegelAbnorme Ultraschallbefunde der Eierstöcke
Zur Beobachtung bei
            Fruchtbarkeitsbehandlungen
Kontrolle der Hormonersatzbehandlung
            (Östrogenbehandlung)
Bei Störungen der Pubertätsentwicklung(d.h. bei zu früher oder bei ausbleibender Pubertät)
 
TumordiagnostikErkennung von Östradiol-bildenden Tumoren.
 
Verdacht auf SchwangerschaftskomplikationenDie Östradiolbestimmung wird fallweise zur Bestimmung der Wahrscheinlichkeit
            einer Fehlgeburt in der Frühschwangerschaft eingesetzt (etwa in der 6-12
            Schwangerschaftswoche). Zu niedrige Östradiol-Werte sind dabei ein schlechtes Zeichen.
 Auch bei einer Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter (=extrauterine
            Gravidität) sind die Östradiolspiegel niedriger als bei normaler Schwangerschaft. Dies
            wird aber kaum zur Diagnose der extrauterinen Gravidität eingesetzt. Routinemäßig wird
            hierzu das HCG bestimmt.
 
 
 Östradiolbestimmung
        zur Bestimmung der Ovar-Reserve Während der Mann laufend Samenzellen nachbildet, wird die
        Frau mit einer bestimmten Anzahl Eizellen geboren. Eine Nachbildung ist nicht möglich.
        Diese Eizellen werden von einer Zellhülle umgeben, Eizelle plus Zellmantel wird Follikel
        genannt. Zum Zeitpunkt der Pubertät sind etwa 40.000 Follikel in den Eierstöcken. Jeden
        Monat kommt eine Eizelle zur Reifung, während andere zugrunde gehen. Das heißt, dass
        sich die Anzahl der noch vorhandenen Follikel laufend vermindert. Die noch vorhandenen
        stimulierbaren Follikel kann man als Ovar-Reserve bezeichnen.Von der Anzahl der noch vorhandenen, stimulierbaren Follikel hängt die Erfolgschance bei
        Stimulationsbehandlungen (z.B. mit Clomifen, Gonadotropinen oder GnRH) und damit auch bei
        künstlichen Befruchtungsbehandlungen ab. Um diese Erfolgschance einzuschätzen, bestimmt
        man am 3. Zyklustag FSH und Östradiol. Hohe FSH-Werte (über 12 IU/l bis über
        20 IU/l, je nach Bestimmungsmethode) und/oder hohe Östrogenspiegel (über
        80 ng/l bzw. über 294 pmol/l) sprechen für eine geringe Ovar-Reserve und damit
        für eine geringe Erfolgschance bei der Stimulationsbehandlung.
 Warum spricht ein hoher Östradiolwert eigentlich für eine geringere Anzahl
        stimulierbarer Follikel, wo das Östradiol doch in den Follikeln produziert wird?
 Ein Wert über 80 ng/l bereits am 3. Zyklustag ist eine abnormale,
        frühzeitige Östradiolerhöhung, wie sie aus verschiedenen Gründen bei älteren Frauen
        vorkommt. Wahrscheinlich wird durch das erhöhte FSH frühzeitig ein bestimmter Follikel
        zum dominanten Follikel und dieser produziert dann frühzeitig größere Östradiolmengen
        (Speroff, Clinical Gynecologic endocrinology and infertility, 2005).
   Östradiolbestimmung
        zur Beobachtung einer Fruchtbarkeitsbehandlung Zu den Behandlungsmöglichkeiten bei unerfülltem Kinderwunsch
        gehören die Anregung des Follikelwachstums in den Eierstöcken mit Clomifen,
        Gonadotropinen oder GnRH (sog. Stimulationsbehandlungen). Besonders die Clomifen- und die
        Gonadotropinbehandlung müssen mit regelmäßigen Östradiolbestimmungen im Blut
        überwacht werden. Zu hohe Östradiolspiegel zeigen das Risiko von
        Mehrlingsschwangerschaften oder das Risiko für das sog. Überstimulationssyndrom (eine
        gefürchtete Komplikation der Stimulationsbehandlungen) an.   Kontrolle
        der Hormonersatzbehandlung (Östrogenbehandlung) Nicht immer wird eine Messung des Östradiolspiegels bei der
        Hormonersatztherapie notwendig sein. Empfohlen wird eine Messung z.B. 
          bei Verdacht auf Über- oder Unterdosierungen (diese sind ohne
            Hormonbestimmung manchmal nicht eindeutig voneinander zu unterscheiden)
zur Beruhigung einer Patientin, die sich unterdosiert (oder seltener
            überdosiert) fühlt. Anhaltspunkte zur Beurteilung des Östradiolspiegel bei der
        Hormonersatzbehandlung: 
          Als Richtwert für eine passende Dosierung gilt eine
            Östradiolkonzentration von 40-100 ng/l (= 147-367 pmol/l) bei
            Östrogeneinnahme am Abend vor dem (morgendlichen) Ambulanzbesuch.Auf Grund der unterschiedlichen Ergebnisse verschiedener Labortests für Östradiol
            wird empfohlen, die Bestimmung immer im selben Labor durchführen zu lassen (Speroff,
            Clinical Gynecologic endocrinology and infertility, 2005).
 
Sind Beschwerdebilder unter Hormonersatztherapie nicht zuzuordnen,
            spricht ein Östradiolspiegel unter 35 ng/l (= 128 pmol/l) für Folgen
            eines Östrogenmangels, während Spiegel über 100 ng/l (= 367 pmol/l) für
            Überdosierungserscheinungen sprechen.(Ortmann, in: Klinische Endokrinologie für Frauenärzte, 2005)
 
Sind die Östradiolspiegel 2-3h nach der Tabletten-Einnahme unter
            50 ng/l (= 184 pmol/l), spricht dies für eine ungenügende Aufnahme über
            den Darm.(Ortmann, in: Klinische Endokrinologie für Frauenärzte, 2005)
 
 Die Beurteilung des gemessenen Östradiol-Wertes ist aber gar
        nicht einfach. Man muss dabei berücksichtigen: Welches Präparat wurde verwendet und mit welcher
        Methode hat man es gemessen?Manche Tests messen ausschließlich Östradiol, andere erfassen auch ähnliche
        Östrogene. Bei Einnahme von Pferde-Östrogenen wird eine Messmethode, die nur Östradiol
        bestimmt, die Wirkung der eingenommenen Östrogene unterschätzen (gewissermaßen einen zu
        geringen Spiegel anzeigen). Nimmt eine Frau nicht Östradiol sondern Östriol ist ein
        Östradiolmessung völlig sinnlos.
 Wie wurde das Östradiol verabreicht und wann war die
        letzte Verabreichung?Schluckt man das Östradiol-Tabletten dann kann man den höchsten Östradiolspiegel
        nach ca. 2-3h beobachten. Nachher sinkt der Spiegel wieder ab.
   Östradiolbestimmung
        bei vorzeitiger oder ausbleibender Pubertät Pubertas praecox (vorzeitige Pubertät)Das Auftreten von bestimmten Geschlechtsmerkmalen vor dem 8. Geburtstag (meist verbunden
        mit einem beschleunigten Wachstum) wird bei Mädchen als vorzeitige Pubertät angesehen.
        Verantwortlich dafür sind vorzeitig erhöhte Östrogenspiegel, z.B. Östradiolspiegel.
 Näheres zur Diagnostik der vorzeitigen Pubertät finden Sie im Abschnitt FSH, LH.
 Ausbleibende Pubertät (ungenau auch als Pubertas tarda bezeichnet)
 Bei Verzögerungen der geschlechtlichen Entwicklung wie z.B. dem Ausbleiben der
        Brustknospung bis zum Alter von 13.5 Jahren (=Pubertas tarda) oder beim Nichteintreten der
        Regelblutung bis zum 16. Geburtstag (=primäre Amenorrhoe) wird häufig ein niedriger
        Östradiolspiegel zu beobachten sein.
 Über die möglichen Ursachen siehe Abschnitt Verminderung.
 
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        | REFERENZ- BEREICHE
 ÖSTRADIOL:
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        | Frauen* |  | Einheit |  | Einheit |  
        | Follikelphase (1. Zyklushälfte)
 | 25 - 200 | ng/l = pg/ml | 92 - 734 | pmol/l |  
        | Ovulationsphase (um 14. Zyklustag)
 | 150 - 300 | ng/l = pg/ml | 551 - 1101 | pmol/l |  
        | Lutealphase, Mitte (Mitte der 2. Zyklushälfte)
 | > 80 | ng/l = pg/ml | > 294 | pmol/l |  
        | Schwangerschaft** 1.Drittel
 | 786 - 4584 | ng/l = pg/ml | 2884 - 16823 | pmol/l |  
        | Schwangerschaft 2.Drittel
 | 801 - 5763 | ng/l = pg/ml | 2939 - 21150 | pmol/l |  
        | Schwangerschaft 3.Drittel
 | 1810 - 13890 | ng/l = pg/ml | 6643 - 50976 | pmol/l |  
        | Nach dem Wechsel (Postmenopoause)
 | < 20 | ng/l = pg/ml | < 73 | pmol/l |  
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        | Mädchen/Pubertät*** | Bereich | Einheit | Bereich | Einheit |  
        | Tanner-Stadium 1 (vor der Pubertät)
 | < 10 | ng/l = pg/ml | < 37 | pmol/l |  
        | Tanner-Stadium 2 (frühe Pubertät; ca. 10 Jahre)
 | 7 - 37 | ng/l = pg/ml | 26 - 136 | pmol/l |  
        | Tanner-Stadium 3 (mittlere Pubertät; ca. 11 Jahre)
 | 9 - 59 | ng/l = pg/ml | 33 - 217 | pmol/l |  
        | Tanner-Stadium 4 (spätere Pubertät; ca. 12 Jahre)
 | 10 - 156 | ng/l = pg/ml | 37 - 573 | pmol/l |  
        | *Referenzwerte
        nach Knabbe in: Klinische Endokrinologie für Frauenärzte, 2005.**Schwangerschaftswerte des Elecsys®-Analysensystems der Firma Roche
        Diagnostics.
 ***Werte der Pubertät nach Speroff, Clinical Gynecologic endocrinology and
        infertility, 2005.
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        | Hinweis: aus isolierten, leichten Erhöhungen
        oder Erniedrigungen von Laborwerten kann man in den allermeisten Fällen keine
        Schlussfolgerungen auf irgendeine Erkrankung ziehen. Liegen also nur leichte
        Veränderungen vor, muss keineswegs irgendeine der nachfolgend genannten Erkrankungen oder
        Veränderungen vorliegen! |  |  | 
  
    |  | 
      
        | 
          Blutabnahme erfolgte nicht am Anfang des ZyklusWie oben beschrieben, ist der Östradiolspiegel um die Zyklusmitte und in der Mitte
            der 2. Zyklushälfte höher. Nimmt man anstatt am Anfang des Zyklus in diesen Phasen
            Blut ab, wird der Östradiolspiegel scheinbar zu hoch sein. Bei regelmäßigem Zyklus wird
            das kaum passieren, bei unregelmäßigen Zyklen, kann das aber die Ursache von scheinbar
            erhöhten Werten sein.
 
Überdosierung von Östrogen-haltigen Medikamenten
Beginn des Wechsels (Klimakteriums)Warum es da zu erhöhten Östradiolspiegeln kommen kann, ist nicht ganz klar.
            Wahrscheinlich sind die Regulationskreise Eierstock-Hirnanhangsdrüse gestört, weil die
            Eierstöcke schon zu wenig des hemmenden Hormons Inhibin produzieren.
 
Vorzeitige PubertätBei vorzeitig einsetzender Pubertät (echter und falscher) kann es zu erhöhten
            Östradiolspiegeln kommen (für das jeweilige Alter). Über vorzeitige Pubertät siehe
            auch oben und im Abschnitt FSH,
            LH.
 
Östradiol-Bildung durch Tumoren (selten)Am häufigsten produzieren Tumoren der Eierstöcke Östradiol (z.B die
            Granulosazelltumoren oder die Thekazelltumoren). Sie können (selten) auch vor der
            Pubertät vorkommen und dann eine vorzeitige, scheinbare Pubertät auslösen. Sehr selten
            können andere Tumoren Östradiol oder FSH produzieren (das FSH löst dann im Eierstock
            eine Östradiolbildung aus).
 
SchwangerschaftDie Schwangerschaft ist eine normale Entwicklung, keine krankhafte
            Veränderung. Es gelten daher auch andere, höhere Normalbereiche für das Östradiol. Sie
            ist hier dennoch angeführt, weil sie bei der Abklärung erhöhter Östradiolspiegel nicht
            vergessen werden soll.
 
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        | VERMINDERUNG VON ÖSTRADIOL:
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            | Prinzipielle
            Ursachen einer Verminderung des Östradiols |  
            |  | I. Problem liegt in den
            Eierstöcken selbst (primäre Ovarialinsuffizienz)
 Eierstöcke produzieren nicht genug Hormone: Östradiolspiegel im Blut niedrig. Die
            Steuerzentren versuchen sie verstärkt anzutreiben: FSH- und LH-Spiegel hoch.
 II. Problem liegt in den Steuerzentren
            (sekundäre Ovarialinsuffizienz)Problem im Hypothalamus oder in der Hypophyse führt zu Verminderung des FSH- und
            LH-Spiegels. Eierstöcke werden nicht ausreichend zur Hormonproduktion angeregt.
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        | I. Verminderung
        des Östradiols wegen Erkrankungen oder Schädigungen beider Eierstöcke (primäre
        Ovarialinsuffizienz) In diesen Fällen sind die
        Eierstöcke selbst "schuld" an den niedrigen Östradiolspiegeln. Die
        Steuerzentren (die Hirnanhangsdrüse und der Hypothalamus) werden dies merken und
        versuchen, die Eierstöcke durch vermehrte Produktion von FSH und LH anzutreiben. Die
        FSH und LH-Spiegel im Blut werden daher vermehrt sein. 
          Klimakterium (Wechsel) und
            Postmenopause (=1 Jahr nach letzter Regel)Wie weiter oben erwähnt, können zu Beginn des Klimakteriums auch normale oder
            sogar erhöhte Östradiolspiegel auftreten.
 Das Klimakterium ist eine normale Entwicklung, keine krankhafte Veränderung. Es
            gelten daher auch andere, niedrigere Normalbereiche für das Östradiol. Es ist hier
            dennoch angeführt, weil es bei der Abklärung niedriger Östradiolspiegel nicht vergessen
            werden soll.
 
Autoimmunerkrankungen (vor allem der Schilddrüse)Autoimmunerkrankungen sind Krankheiten, bei denen sich unsere Abwehr gegen die eigenen
            Zellen und Organe richtet. Dabei können auch die Eierstöcke mitbetroffen sein.
 Als Beispiele für Erkrankungen seien die Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse
            (Hashimoto-Thyreoiditis), der Nebenniere (Morbus Addison), der Bauchspeicheldrüse
            (Diabetes Typ I), der Nebenschilddrüsen (Hypoparathyreoidismus) oder der Muskeln
            (Myasthenia gravis) genannt. Oft wird man die Beteiligung der Eierstöcke nur vermuten
            können. Um diese zu beweisen, müsste man eine Gewebsprobe entnehmen.
 
Schädigungen beider EierstöckeUrsachen hierfür können Bestrahlungen oder Chemotherapie sein.
 Seltenere Ursachen sind beidseitige Virusinfektionen (z.B. bei Mumps), beidseitige
            Entfernung bei Tumoroperationen, Ablagerung schädigender Stoffe bei der
            Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose) oder bei der angeborenen
            Milchzuckerunverträglichkeit (Galaktosämie).
 
Seltene Ursachen einer Funktionsstörung der
            Eierstöcke
 
              Fehlbildung oder Fehlen der Eierstöcke bzw.
                Geschlechtsdrüsen Kommt meist bei Abweichungen vom normalen Chromosomen-Muster vor. Die Häufigste
                Abweichung ist das Fehlen des zweiten X-Chromosoms (Turner-Syndrom). Bei manchen dieser
                Erkrankungen besteht das Risiko einer bösartigen Entartung der fehlgebildeten
                Geschlechtsdrüsen. Diese müssen in solchen Fällen entfernt werden. Daher halten es
                manche für notwendig, bei allen Frauen unter 30 Jahren mit erhöhten FSH und LH-Spiegeln
                eine Chromosomenuntersuchung durchzuführen, um diese Krankheiten sicher erkennen zu
                können.
 
Syndrom der gonadotropinresistenten Ovarien (Resistant
                ovary syndrome)Die Eierstöcke (Ovarien) sind zwar vorhanden, hätten auch genug Follikel, reagieren aber
                nicht auf FSH und produzieren daher zu wenig Östradiol. Diagnose erfordert Ausschluss
                anderer Ursachen und den Nachweis vorhandener Follikel im Ovar (Gewebsprobe, ev.
                Ultraschall).
 
Gestörte Hormonproduktion in den Eierstöcken.Sehr selten führen Fehler im Erbmaterial zu einer gestörten Hormonproduktion
                (17a-Hydroxylasedefekt, Aromatasedefekt).
 
          Vorzeitiges Klimakterium unbekannter Ursache
            (idiopathische primäre Ovarialinsuffizienz)Aufhören der Eierstockfunktion vor dem 40. Lebensjahr ohne definierbare Ursache.
 
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        | II. Verminderung des Östradiols wegen verminderter oder "zu
        niedriger"* FSH oder LH-Spiegel (sekundäre Ovarialinsuffizienz) *Dass verminderte FSH- und LH-Spiegel zu einer verminderten
        Östradiolproduktion führen können, leuchtet ein. Aber auch im Normbereich liegende FSH-
        und LH-Spiegel können abnorm und Zeichen einer Krankheit sein. Dann nämlich, wenn die
        Eierstöcke nicht ausreichend funktionieren und zuwenig Hormone produzieren
        (Ovarialinsuffizienz). Dann sollten die Eierstöcke eigentlich mit hohen FSH- und
        LH-Spiegeln zu mehr Leistung angetrieben werden. Wenn das nicht passiert und die FSH- und
        LH-Spiegel nicht erhöht sind, ist das ein Zeichen, dass die Steuerzentren
        (Hirnanhangsdrüse und Hypothalamus) nicht ordentlich funktionieren, ja dass die
        Hirnanhangsdrüse oder der Hypothalamus schuld daran sind, dass die Eierstöcke nicht
        ausreichend Hormone produzieren (das nennt man auch sekundäre Ovarialinsuffizienz).   A. Erkrankungen
        der Hirnanhangsdrüse(Die Hirnanhangsdrüse soll FSH- und LH ausschütten, die wiederum die
        Östradiol-Produktion in den Eierstöcken anregen. Ist die Hirnanhangsdrüse geschädigt,
        ist die Ausschüttung dieser Hormone vermindert)
 
 Ursachen:
 
          Tumorenandere Raumforderungen (Sarkoidose)BestrahlungenVerletzungenchirurgische Entfernung der HirnanhangsdrüseSchädigung der mütterlichen Hirnanhangsdrüse bei der Geburt
            (Sheehan-Syndrom)SchlaganfälleAutoimmunerkrankungenEisenablagerungen bei EisenspeicherkrankheitVeränderungen des GnRH-Rezeptors (GnRH-Rezeptormutationen)Damit das vom Hypothalamus ausgeschüttete GnRH die Hirnanhangsdrüse zur FSH- und
            LH-Produktion antreiben kann, bindet es an bestimmte Rezeptoren
            ("Andockstellen") auf den Zellen der Hirnanhangsdrüse. Diese Rezeptoren nennt
            man GnRH-Rezeptoren. Sind diese durch eine Mutation verändert, kann es sein, dass das
            GnRH nicht mehr andocken kann (oder dass das Andocken keine Reaktion auslöst). Diese erst
            in den letzten Jahren erkannte Erkrankung könnte die Ursache so mancher Fälle mit
            erniedrigten Östradiol-, FSH- und LH-Spiegeln sein, für die man bisher keine Ursache
            finden konnte.
 
 
 B. Störungen
        der Funktion oder Erkrankungen des Hypothalamus(Der Hypothalamus soll GnRH ausschütten und damit die Hirnanhangsdrüse
        zur FSH- und LH-Ausschüttung anregen. Ist der Hypothalamus geschädigt, ist die
        GnRH-Ausschüttung, in Folge auch die FSH- und LH-Ausschüttung und in weiterer Folge die
        Östradiolausschüttung vermindert)
 
 Ursachen:
 
          Psychogene StörungenUmwelt- und soziale Faktoren können die GnRH-Ausschüttung beeinflussen.
            Häufige, aber schwer sicher nachzuweisende Ursache.
 
Chronischer StressSchuld ist wahrscheinlich die vermehrte Endorphin- und CRH-Ausschüttung
            (CRH ist ein Hormon, das letztlich die Glukokortikoidausschüttung
            in der Nebenniere steigert)
 
ExtremsportAuch Sport löst Stressreaktionen aus. Daneben sinkt bei niedrigem
            Körperfettanteil auch die Leptin-Produktion (Leptin ist ein vom Fettgewebe produziertes
            Hormon. Es fördert die GnRH- und auch die FSH- und LH-Ausschüttung).
 
Magersucht (Anorexie)Auch hier dürfte die verminderte Ausschüttung des Fetthormons Leptin die
            Hauptursache für die meist niedrigen FSH- und LH-Spiegel sein
 
Angeborene Fehlbildungen (selten)Selten kommen angeborene Fehlbildungen vor, die den Hypothalamus oder den
            Hypophysenstiel mitbetreffen. Z.B. Kallmann-Syndrom (auch Riechstörung) oder
            Prader-Labhart-Willi-Syndrom.
 
Hormonelle StörungenEin zu hoher Spiegel des Hormons Prolaktin
            (Hyperprolaktinämie), ein zu hoher aber auch ein zu niedriger Spiegel der Schilddrüsenhormone sowie ein zu hoher Spiegel männlicher
            Hormone (Hyperandrogenämie) können die GnRH-Ausschüttung des Hypothalamus vermindern.
 
Andere Ursachen einer Schädigung des Hypothalamus
              Tumoren, Metastasenandere Raumforderungen (Sarkoidose)BestrahlungenVerletzungenSchlaganfälleInfektionen   |  
        | III. Komplikationen der Schwangerschaft 
          Probleme in der FrühschwangerschaftDie Östradiolbestimmung wird fallweise zur Bestimmung der
            Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt in der Frühschwangerschaft eingesetzt (etwa in der
            6-12 Schwangerschaftswoche). Zu niedrige Östradiol-Werte sind dabei ein schlechtes
            Zeichen.
 
Extrauterine GravitidätAuch bei einer Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter (=extrauterine
            Gravidität) sind die Östradiolspiegel niedriger als bei normaler Schwangerschaft. Dies
            wird aber kaum zur Diagnose der extrauterinen Gravidität eingesetzt. Routinemäßig wird
            hierzu das HCG bestimmt.
 
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